Mitschreiben bringt mehr als Eintippen!

Klassische Notizblöcke und Terminkalender werden immer seltener genutzt; jetzt gibt es Tablets, Smartphone-Funktionen und Ähnliches, um digital immer auf dem aktuellen Stand des eigenen Arbeitsplanes zu sein.

Ab Herbst 2016 soll an finnischen Schulen zudem keine Schreibschrift mehr gelehrt werden. Den Kindern soll dadurch mehr Zeit für den Umgang mit Computern zur Verfügung gestellt und insbesondere das 10-Finger-Schreiben auf der Tastatur beigebracht werden. Als Argument wird die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft angeführt: In Zukunft würden immer weniger handschriftliche Notizen gebraucht, daher sei das Tippen am Computer eine vorrangige Fertigkeit von Schülern.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) steht Finnlands Entschluss kritisch gegenüber: „Die Einübung von Handschrift in der Grundschule darf nicht zur Disposition gestellt werden“. Darüber hinaus sollte Kindern in der Schule auf keinen Fall eine Beschränkung ihrer motorischen Fähigkeiten zugemutet werden (vgl. Kohlmaier, 2015).

Pam Mueller, vom psychologischen Department Princeton und Daniel Oppenheimer, Professor der Psychologie an der  UCLA Anderson School of Management, fanden in einer Studie (2014) mit 65 Studenten heraus, dass mitgeschriebene Informationen tiefergehend verstanden und verarbeitet werden als eingetippte Informationen. Dieser Prozess wird durch die Langsamkeit bei der Auseinandersetzung zwischen Formwillen, Schreibgerät und Beschreibstoff unterstützt (vgl. Van der Ley, 2010). Papier und Stift bewirken auch, dass das Gehörte stärker zusammengefasst und gekürzt wird. Dadurch wird die Verarbeitungstiefe erhöht.

Hingegen wird beim Gebrauch von elektronischen Geräten häufig wahllos alles eingetippt – dadurch wird quasi zur Vielschreiberei verführt, ohne dass man wirklich über die Inhalte nachdenkt. Ein weiterer interessanter Fakt: Je unlesbarer eine Handschrift ist, desto eher erinnert man sich an den entsprechenden Text – schließlich musste man sich viel Mühe beim Entziffern geben. Und das fordert und fördert wiederum eine erhöhte Konzentration, die sich positiv auf die Behaltensleistung auswirkt.

Für das neue Schuljahr und das kommende Semester können sich alle Schüler und Studenten also Folgendes merken: Handschriftliche Ausarbeitungen schlagen digitale Mitschriften. Vielleicht legt ihr euch mal wieder bunte Stifte und ein klassisches Notizbuch zu?!

 

Quelle:

  • Kohlmaier, Matthias (2015) Handschrift in der Grundschule. In: Süddeutsche Zeitung, Januar 2015, S. 1-2.
  • Martens, Andree (2015): Bizarres Begreifen. Neues aus der Lernforschung. In: managerSeminare 206, Mai 2015, S. 50-54.
  • Mueller, Pam; Oppenheimer, Daniel (2014): The Pen Is Mightier Than the Keyboard: Advantages of Longhand Over Laptop Note Taking. In: Psychological Science April 2014 S. 30-34.
  • Rüschemeyer, Georg (2010): Buchstaben mit Zukunft: Schreibschrift, ade? In: FAZ Wissen, August 2010 S.1.
  • Van der Ley, Jules (2010): Kleine Kulturgeschichte der Handschrift. In: Grundschulverband aktuell 110, Mai 2010, S. 35.

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