11.03
2015

Ein Erlebnisbericht von der didacta 2015!

Geschafft!

Europas größte Bildungsmesse, die didacta in Hannover, ist vorbei und wir waren zum ersten Mal dabei! Ich bin überwältigt von den tollen Eindrücken und dem positiven Feedback. Die vielen guten Gespräche sind für mich gleichermaßen Inspiration und Bestätigung, den Weg weiterzugehen. Für die Unterstützung bedanke ich mich ganz besonders bei dem Team von palisander für das schöne Design des Messestandes und bei meiner Schwägerin Katrin Hardeland für die gute Planung sowie die kreativen Messestandideen. Für den Stand haben wir viel Lob bekommen. Außerdemmöchte ich mich bei meinem Lerncoach-Partner Andreas Blank und meinem Lebenspartner Jens für die tolle Betreuung und die vielen Beratungsgespräche mit Besuchern am Messestand bedanken. Mein Ehemann hat zwar nicht direkt mit Lerncoaching zu tun, sich hierbei aber als überaus engagierter Promoter erwiesen. Aber lest einfach selbst!

Viel Spaß!

Ein ganz normaler Tag auf der didacta2015 – von Jens Hardeland

„Mein Schatz, darf ich dich um etwas bitten …“ – wenn Sätze von Ehefrauen so beginnen, dann, ja dann wird es meistens unangenehm.

So begann Ende November 2014 die bescheidene Bitte meiner Frau, sie auf die didacta zu begleiten und dort zu unterstützen. didacta? Europas größte Bildungsmesse. Eine Messe für Lehrer! Puh … Gut, so schlimm kann es nicht werden, habe ich gedacht – schließlich hast du selbst eine Lehrerin geheiratet, Frau Kammel in der 12. Klasse war auch ganz cool und außerdem geht man in Beziehungen auch mal Kompromisse ein. Also war ich auch dabei – bei der didacta vom 24. bis zum 28. Februar 2015.

Mittwoch, 25. Februar 2015, zweiter Messetag in Hannover – 6:05 Uhr: Der Wecker reißt mich aus dem Tiefschlaf und mein erster Gedanke, während ich meinen Kopf wieder in das Kissen drücke, ist: „Warum?“ Nachdenken bringt nichts – los geht es! Auf einer Messe muss man gut aussehen … Aber, was sind das für unmännliche Kleidungsstücke: ein T-Shirt mit einer nicht näher definierbaren Farbe zwischen Blau, Türkis und Neon – irgendwas. Und, noch schlimmer, dazu gibt es auch noch den passenden Pullover. Als ich mich im Spiegel betrachte, hallen die Worte meiner Frau in meinem Kopf: „Das passt super zu meinen Logo-Farben …“ Leider nicht zu meinem Gesicht – aber Corporate Design ist wichtig für die Wiedererkennung. Das weiß ich auch.

Nun werden noch schnell ein paar Brote geschmiert (nach dem zweiten Tag können wir Messe-Fast-Food, wie Hotdogs & Co., nicht mehr sehen. Dann ein kurzes Frühstück, Kaffee, Auto bepacken und los geht es.

7:45 Uhr: Hektische Abfahrt zum Messegelände nach Hannover. Rein in den Berufsverkehr. Ich kenne mich in Hannover aus. Ich bin zwar hier aufgewachsen – trotzdem stelle ich mir jeden Morgen die gleiche Frage: „Fahren wir durch die Stadt oder nehmen wir die Autobahn? Meistens ist immer das andere schneller. Das erinnert mich an die Wahl der Kassenschlange im Supermarkt, da suche ich mir – trotz Schlangen-Hoppings – auch immer die falsche aus.

8:15 Uhr: Ankunft auf dem Parkplatz Süd. Unser Parkplatz wird uns von einem streng blickenden Mann mit neongelber Weste mit der Aufschrift „Hilfs-Polizei“ zugewiesen. Wir haben einen Dauerparkausweis – wir gehören somit dazu, zur didacta 2015. Brote, Getränke und Material verstauen wir im „Hackenporsche“, schließlich ist der Weg vom Parkplatz weit. Mit einem Ausstellerausweis fühlt man sich anders. Man fühlt sich besonders … Es gibt eine „Fast Lane“ nur für Aussteller – da macht es auch nichts, dass sich nach 250 Metern das linke Rad vom „Hackenporsche“ verabschiedet. Dann eben tragen … und schon angekommen. Da ist er, unser Messestand! Halle 16, D27: 15 Quadratmeter Ausstellungsfläche und ein Quadratmeter Lagerplatz. Sieht toll aus und ich sehe bekannte Farben: zum Beispiel die meines Shirts. Das gehört so!

8:45 Uhr: Jeden Morgen die gleich wichtige Frage bei unserer Ankunft: Wurde etwas geklaut? – die Antwort jeden Morgen: Nein! Schnell aufbauen: Um 9:00 Uhr geht es los … Blumen hinstellen, Produkte ordnen, Flyer nachlegen etc. Und lächeln!

9:00 Uhr: Alles bereit … wo sind die Messebesucher? Ich hole uns mal einen Kaffee.

9:18 Uhr: Ich stehe beim Bingospiel: eine Drahttrommel zum Drehen, darin 30 durchnummerierte Holzkugeln. Das ist unser Lerncoaching-Quiz, hat meine Frau gesagt … Messebesucher, d. h. Lehrer, können bei uns Bingo bzw. das Lernquiz spielen. Die Fragen kann ich fast schon auswendig, meinen Text auch: „Das ist ein Lernquiz mit Fragen zum Thema Lernen und Lerncoaching … bitte dreimal kurbeln – so erkugeln Sie Ihre Fragen, und wenn Sie zwei von drei Fragen richtig beantworten, schenke ich Ihnen einen Textmarker, einen Post-it-Block, Postkarten, Buttons, Aufkleber, Türschilder oder einen Lolli!“

9:25 Uhr: Meine Frau Hanna unterhält sich angeregt mit einer Lehrerin über ihr neu entwickeltes Lerncoaching-Partnerkonzept. Hanna, das zierliche Arbeitstier, das ich geheiratet habe, verwundert mich immer wieder … die Begeisterung, mit der sie gerade über ihr neues Projekt redet, steckt an. Uuups, Kundschaft! Drei Grundschullehrerinnen mit Outdoorjacke und Rucksäcken stehen vor dem Bingospiel bzw. Lernquiz und wollen unbedingt die Textmarker gewinnen. Dann mal los. Ich habe mittlerweile ein gewisses Selbstbewusstsein gesammelt. Den Job als Spielleiter habe ich drauf, das kann ich. Ich richte mich auf … Die mittlere Grundschullehrerin traut sich nicht allein und fragt, ob die beiden neben ihr helfen dürfen. Natürlich! Es wird gekugelt … erste Frage: „Wie viele Vokabeln kann man sich bei normaler Technik am Tag merken? 2 bis 5, 7 bis 11 oder 28 bis 35?“ Antwort von ihr: „7 bis 11.“ Bingo – richtig. Zweite Frage: „Was ist der Unterschied zwischen einem extrovertierten und einem introvertierten Lerner?“ – sie: „Der eine lernt besser allein, der andere besser mit anderen zusammen!“ Auch richtig. Zack, gewonnen: Wir haben nun drei Textmarker weniger. Top! Die drei Lehrerinnen grinsen mich an, bedanken sich, ich schenke ihnen jeweils noch einen Lolli und weg sind sie … Jetzt bin ich stolz auf mich.

10:34 Uhr: Für mich folgt die erste richtige Herausforderung des Tages: Eine Gymnasiallehrerin steht mit interessiertem Blick beim Bingospiel. Ich merke sofort, sie will nicht spielen, um etwas zu gewinnen. Nein, sie spielt, um sich selbst etwas zu beweisen. Nämlich, dass sie eine gute Lehrerin ist und genau weiß, wie Lernen funktioniert. Erste Kugel, die 17 … Ich stelle ihr diesmal in einem recht selbstbewussten Ton die Quizfrage: „Wahr oder falsch: Prüfungsangst sollte immer vom Therapeuten behandelt werden!“ Diese Frage hatte ich in den letzten Tagen schon sehr vielen Lehrern gestellt und immer habe ich die richtige Antwort bekommen: „Das ist natürlich falsch, weil man Prüfungsangst eben nicht pauschal ‚behandeln‘ muss!“ Diesmal wird es anders sein. Die Gymnasiallehrerin schaut nachdenklich und unsicher, ihre Augen schweifen hin und her. Sie scheint hin- und hergerissen. Schließlich richtet sie sich auf und fragt mich in einem eher resoluten, barschen Ton: „Okay, dann müssten Sie mir aber erst einmal Prüfungsangst definieren!“ Wie bitte? Ich soll jetzt Prüfungsangst definieren … Ich fühle mich schlagartig an meine Schulzeit erinnert und merke, dass ich unsicher werde. Damals hat mein Cordhosen tragender Physiklehrer gern Schüler an die Tafel geholt, um sie vor der versammelten Klasse vorzuführen. Gern hat er dabei nach Definitionen gefragt. So wie die Lehrerin jetzt beim Lernquiz. Ich sage: „Also, Prüfungsangst ist die … ähh … Prüfungsangst ist die Angst vor einer Prüfung!“ Ich weiß schon, als ich diese Worte ausspreche, dass ihr das nicht reichen wird, genauso, wie es meinem Physiklehrer damals nicht gereicht hätte. Ich überlege kurz und wage mich ziemlich weit vor. Und das, obwohl ich KEIN Pädagoge bin, davon bin ich sogar ziemlich weit entfernt. Aber, ich lasse mich darauf ein und ergänze meine Aussage durch folgende Sätze: „Prüfungsangst ist eine anhaltende und deutlich spürbare Angst in Prüfungssituationen und/oder während der Zeit der Prüfungsvorbereitung. Sie kann sich auf folgenden vier Ebenen bemerkbar machen: kognitive, emotionale, physiologische und verhaltensbezogene Ebene.“ Das hat gesessen! Meine Kandidatin bekommt einen leicht roten Kopf und sagt in einem betont gleichgültigen Ton: „Dann ist die Aussage falsch!“ Somit haben wir beide gewonnen.

12:56 Uhr: Nach dem ersten Messetag wissen wir schon, dass sich unser Hauptgeschäft zwischen 12:00 und 16:00 Uhr abspielen wird. Danach passiert nicht mehr viel. Ich habe mittlerweile meine Position gewechselt und bin nun für die Erklärung des Skalierungsmaßbandes zuständig. Wir haben es auf den Boden geklebt. Eine Schulleiterin aus dem südlichen Niedersachsen hält mich anscheinend für ziemlich kompetent und wünscht sich eine Einführung in die Skalierungsarbeit mit dem Maßband.

Zunächst schaue ich mich hilfesuchend um, aber Andi (ein kompetenter Lerncoach-Partner aus Hannover, der uns auf der Messe unterstützt hat) und Hanna sind beide in Gesprächen: Mit halbem Ohr bekomme ich mit, dass es dabei jeweils um die Ausbildung zum Lerncoach geht. Vier interessierte Lehrerinnen aus Sachsen-Anhalt wollen beim nächsten Kurs dabei sein … Für mich ist klar: Da kann ich jetzt nicht stören, folglich bin ich an der Reihe. Erst einmal ein Einführungssatz, um in Erfahrung zu bringen, was mein Gegenüber schon über die Skalierungsfrage weiß: „Das Skalierungsmaßband nutzen wir für die Skalierungsarbeit im Raum. Bei Lerncoachings, aber z. B. auch bei Lernentwicklungsgesprächen.“ Die Lehrerin nickt – im Lerncoaching nennt man so etwas aktives Zuhören, sagt Hanna. Ah, ich merke, dass ich wieder ein paar Zentimeter größer werde. Ich kann mich schon ziemlich gut mit der Arbeit hier am Messestand identifizieren. Ich werde sozusagen eins mit meinem T-Shirt. Ich spüre ein Gefühl von Corporate Identity! „Gut gemacht!“, denke ich noch, als ich die Frage meines Gegenübers höre: „Ach, Sie sind auch Lehrer?“ Mist! Was jetzt? Soll ich lügen? Nein … Aber ich habe ja gesagt: „Wir nutzen das Skalierungsmaßband auch bei Lernentwicklungsgesprächen.“ Also, was jetzt? Soll ich so tun, die Frage überhören und einfach weitermachen? Nicht gut! Oha, in meinem Kopf spielt sich ein Blitzgewitter ab. Ruhig bleiben! „Nein, ich bin kein Lehrer“, sage ich mit einem beiläufigen und zugleich bestimmenden Unterton. „Aber ich weiß, dass viele unserer Kunden diese Maßbänder für Lernentwicklungsgespräche nutzen.“ Puh, da habe ich gerade noch die Kurve bekommen. Ich erkläre der Dame die Arbeit mit dem Skalierungsmaßband anhand von praktischen Beispielen. Und während ich beim Reden darüber nachdenke, ob ich mittlerweile so klinge wie ein Verkäufer im Teleshop, unterbricht mich die Frau und sagt: „Das hört sich gut an. Ich nehme mal 6 Stück für meine Schule mit!“ Waaas? Ich habe etwas verkauft … ich … der „Bingobär“! Juchhu! Vielleicht hätte ich doch Lehrer werden sollen oder Teleshop-Moderator?

15:21 Uhr: Eine Sache nervt bei Messen richtig: das Essen und Trinken. Erst am Ende der Messe haben wir bemerkt, dass die meisten Stände in ihrer kleinen Abstellkammer einen Wasserkocher haben, um sich eine Tütensuppe sowie Kaffee oder Tee zuzubereiten. So gut sind wir nicht ausgerüstet … Leider, denn auf der Messe gibt es nichts Vernünftiges zu essen, es sei denn, man würde täglich ins teure Messerestaurant gehen. Also haben wir uns Brote mitgebracht und diese ziemlich schnell in uns hineingeschaufelt. Am Stand haben wir zwar kein explizit ausgesprochenes Essverbot, trotzdem kommt man sich seltsam vor, wenn man dort isst. Also ziehen wir uns nacheinander zurück und essen woanders. Und um ehrlich zu sein, essen wir am letzten Tag sogar Pommes am Stand … Beim Essen verlasse ich den Stand und beobachte die Messebesucher. Schon nach dem zweiten Tag glaube ich fest daran, dass ich die einzelnen Berufsgruppen unterscheiden kann: Gymnasiallehrer, Grundschullehrer, Berufsschullehrer, Erzieher, Sozialpädagogen. Ich weiß, wer wie aussieht … Ich kann Mathe- von Sportlehrern unterscheiden, ohne dass ich jemals mit ihnen ein Wort gewechselt hätte. Pause vorbei – weiter geht‘s!

17:32 Uhr: Seit einer halben Stunde passiert hier nichts mehr. Wir sind ja auch nicht in der Haupthalle – wir stehen in der Nebenhalle, wie ich gelernt habe. Hier ist zwar nicht so viel los (besonders nicht nach 17:00 Uhr), aber hier ist zumindest die Luft besser. Ich stehe im Gang vor unserem Stand und verteile jetzt eher erschöpft Flyer und Postkarten. Ich schaue in ziemlich viele müde Gesichter. Menschen, die riesige Taschen und Rollkoffer hinter sich herziehen und richtig erschöpft aussehen. Dabei denke ich, dass die eher stolz dreinschauen müssten, weil sie so viel ergattert haben, aber nein, die „Beuteltiere“ (wie man sie unter den Messestandleuten nennt) sehen geschafft aus. Um 18:00 Uhr ist Schluss und für uns Feierabend. Also, Sachen zusammenpacken, Ware auffüllen und dann ab nachhause.

21:48 Uhr: Wir sind zuhause und lassen den Tag Revue passieren. Hanna erzählt mir, dass sie es toll findet, dass ich extra Urlaub genommen habe, um sie bei der Messe zu unterstützen. Sie sagt, dass ich ganz toll aussehe in meinem Messeoutfit und dass ich mich sehr gut als Promoter mache. Das freut mich. Ich erzähle ihr, dass mich die Gymnasiallehrerin am Bingospiel heute aus der Reserve gelockt hat. Auch spreche ich ihr Lob dafür aus, dass sie ihr Unternehmen mit so viel Herzblut und Leidenschaft präsentiert. Und ich sage ihr, dass ich es mir durchaus vorstellen könnte, auch mal eine Lerncoach-Ausbildung bei ihr zu absolvieren, weil das wirklich eine gute Sache ist. Aber das hört sie gar nicht mehr, denn sie ist schon längst eingeschlafen.