16.11
2015

So meistern Eltern die Hausaufgaben – Teil 2

In dem zweiten Teil der Hausaufgaben-Serie decke ich praktische Tipps auf mit Hilfe derer der Hausaufgabenalltag spielend leicht gemeistert werden kann.

  1. Geben Sie Ihrem Kind die Chance auf ein eigenes Arbeitstempo!

Häufig gibt es schon Streit, weil sich das Arbeits-, Denk- und Lerntempo des Kindes von dem der Eltern unterscheidet. Eltern reagieren mit Ungeduld, hetzen Ihre Kinder und üben Druck aus.

Beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen: Wie ist es bei Ihnen? Was können Sie tun, um sich diesbezüglich mehr auf Ihr Kind einzustellen?

Schließlich hat das häusliche Umfeld einen großen Vorteil gegenüber der Schule: Es wird kein so starres Zeitfenster wie in der Schule vorgegeben. Hausaufgaben können und sollten vom Kind im eigenen Tempo erledigt werden. In der Schule gibt es ein externes, meist vom Lehrer vorgegebenes Zeitfenster, dem muss sich das Kind anpassen. Zu Hause  kann es  ganz im eigenen Rhythmus die Aufgaben bearbeiten. Der Druck zu Hause sollte gering(er) sein. und nicht noch erzeugt werden. Geben Sie Ihrem Kind die Zeit, sein Tempo zu finden.

Passen Sie sich dem Tempo Ihres Kindes an! Sprechen Sie dazu Über das Arbeitstempo. Sollte Ihr Kind zum Trödeln neigen, so thematisieren Sie dies in einer ruhigen Situation, losgelöst von der angespannten Hausaufgaben-Situation. Entwickeln Sie gemeinsam Ideen, damit Ihr Kind lernt effektiver zu arbeiten. Beispielsweise indem Sie eine geeignete Tageszeit herausfinden, in der das Kind fit und lernbereit ist. Oder indem Sie den Aufgaben in kleine Portionen teilen.

 

2. Lernen Sie aus Gut-gelaufen-Situationen!

Manchmal wird es mit den Hausaufgaben besser klappen. Dann gibt es kein oder weniger Gezeter … Oder das Kind hat besonders diszipliniert gearbeitet. Vielleicht waren auch sie gelassener als sonst? Anstatt solche Situationen als glücklichen Zufall abzustempeln, sollten sie diese Situationen sehr genau Revue passieren und unter die Lupe nehmen.

Beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen: Wann war eine solche Situationen? Inwiefern lief es besser, was war positiv? Was kann dazu beigetragen haben, dass es in dieser Situation besser war? Was hat sich vielleicht vorher zugetragen? Und vor allem: Wie könnten Sie diese Situation wiederholen?

Seien Sie aufmerksam und lernen Sie aus gelungenen Hausaufgaben-Situationen. Aus diesen Momenten lassen sich Tricks ableiten, die Sie in Zukunft dazu nutzen können, dass Ihr Kind und Sie selbst stressfrei mit Hausaufgaben umgehen können.

 

3. Unterstützung statt Übernahme!

Viele Eltern meinen es gut und wollen ihrem Kind helfen, indem sie selbst Hand anlegen und sich aktiv in die Hausaufgaben einbringen. Einige Eltern haben das Gefühl die Hausaufgaben kontrollieren zu müssen oder übernehmen einen Großteil der Hausaufgaben gleich selbst (meist sogar ohne es zu merken). Es ist verständlich, dass Sie sich dafür verantwortlich fühlen, dass Ihr Kind gute Hausaufgaben abliefert. Aber, der Nutzen von Hausaufgaben ist, dass die Kinder sie selbst erdigen.

Eine Studie von Wissenschaftlern der spanischen Universität Oviedo untersuchte die Produktivität von Hausaufgaben bei mehr als 7700 Schülern, bei einem durchschnittlichen Alter von vierzehn Jahren. Ergebnis dieser Studie war, dass regelmäßig und selbständig erledigte Hausaufgaben, also ohne Hilfe der Eltern, nachweislich zu besseren schulischen Leistungen geführt haben (Die Welt, 27.03.15). Dabei wurde auch die Dauer der Hausaufgaben betrachtet: Den Erkenntnissen zu Folge, seien mehr als 60 Minuten Hausaufgaben am Tag eher kontraproduktiv, sagt Javier Suarez-Alvarez, einer der Autoren der Studie. „Es geht also nicht nur darum, das Wissen zu trainieren und anzuwenden, es geht beim Hausaufgaben Erledigen vor allem darum, sich in Selbstdisziplin zu üben“ (Die Welt, 27.03.15)

Überlegen Sie, wo Sie bei Ihrem eigenen Verhalten Abstriche machen können und wollen. Wie kann es Ihnen, die Verantwortung (langsam) auf Ihr Kind zu übertragen, so wird sich dies positiv auf die Leistungen des Kindes auswirken.

Regen Sie Ihr Kind selbst zum Nachdenken und zur Lösungsfindung an. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei die geeignete Lernstrategie für sich zu finden, lassen Sie Ihrem Kind aber den Freiraum den es braucht um diese eigenständig anzuwenden. Hände weg von den Hausaufgaben des Kindes. Schluss mit Übernahme.

 

4. Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind aus. Kommunikation als Schlüssel!

Tauschen Sie sich in ruhiger Atmosphäre und bei gegenseitiger Bereitschaft mit Ihrem Kind aus. Das heißt nicht, dass Sie jetzt sofort zu Ihrem Kind laufen und sagen: „Wir müssen sprechen!“, das kommt meist gar nicht gut an. Nutzen Sie vielmehr informelle Gespräche, so scheinbar nebenbei. Erforschen Sie zusammen mit Ihrem Kind, wann Ihre Unterstützung und Hilfestellung benötigt wird und in welchen Situationen Ihr Kind sich den Herausforderungen allein stellen will.

Tipp: Akzeptieren Sie auch Negativ-Situationen. Ihr Kind hat absolut keine Lust, ist genervt und bockig? Das kann vorkommen. Geht es Ihnen nicht bei der Arbeit auch mal so? Rufen Sie sich hier in Erinnerung wie Sie es schaffen, sich selbst zu motivieren und wieder Lust zu entwickeln. Erzählen Sie Ihrem Kind von konkreten Situationen aus Ihrem eigenen Alltag oder Ihren Erfahrungen und beziehen es mit ein. Dann überlegen Sie sich zusammen, wie Ihr Kind die Motivation wieder entfachen kann.

 

5. Beobachten Sie selbst, welchen Fokus Sie bei den Hausaufgaben legen!

Natürlich möchte man gern, dass die Hausaufgabentätigkeit selbst unproblematisch läuft und am Ende noch ein gutes Ergebnis erzielt wird. Dennoch unterscheiden sich Menschen darin, welchen Fokus sie legen.

Unterschiedliche Herangehensweisen an Hausaufgabensituationen machen deutlich, dass es auch hier verschiedene Lerntypen gibt. Bei Kind und Eltern zeichnen sie sich durch spezielle Arbeits-, und Lernwege aus.

Prozessorientierte Personen legen Wert auf einen guten Lernweg/Lernprozess. Sie achten  z. B.  darauf, dass effizient und selbstständig gearbeitet wird. Oder diese Personen möchten, dass der Prozess der Hausaufgaben unkompliziert läuft.

Produktorientierte Personen finden wichtig, dass das Endergebnis gut ist, z. B. saubere, fehlerfreie und ordentliche Hausaufgaben.

Überlegen Sie sich was Ihnen wichtig ist: Prozess oder Produkt. Was ist Ihrem Kind wohl wichtiger? Kommen sie dabei überein oder unterscheiden sich ihre Vorstellungen? Inwiefern unterschieden sich da die Vorstellungen Ihres Kindes von Ihren Erwartungen?

Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welchen Fokus es legen will: Will es verstärkt das Produkt oder den Prozess in den Blick nehmen?

 

6. Nicht von alten Zeiten reden, das Hier und Jetzt ist von Bedeutung!

Lösen Sie sich von früher und von Ihren alten Geschichten als Schüler! Sätze wie „So war das bei mir früher …!“ helfen Ihrem Kind meist auch nicht weiter … Ihr Kind soll seinen eigenen Weg gehen.  Schon Buddha bemerkte weise: „Laufe nicht der Vergangenheit nach und  verliere Dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt.“

Wenn Ihr Kind explizit nach Ihren Erfahrungen fragt, kann es hilfreich sein kurze Einblicke zu gewähren. Wichtig ist deutlich zu machen, dass sowohl Zeit als auch Umstände immer andere waren und sich Erfahrungen nur schwer vergleichen lassen. Auf keinen Fall sollen falsche Hoffnungen oder Ängste geschürt werden die meist mit Enttäuschung einhergehen.

Tipp: Fragen Sie: „Wie könnte es für dich passend sein und wann hat es besser geklappt?“ Lassen Sie Ihr Kind eigene Erfahrungen sammeln und individuelle Lernwege und Vorgehensweisen ausprobieren!

Erfahren Sie in Teil 3 unserer Hausaufgabenserie mehr zu Themen wie dem Hausaufgaben-Ambiente und wie Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes bei den Hausaufgaben fördern können.